Aufgrund der Corona-Lage können derzeit unsere Museen, Sammlungen sowie der Botanische Garten nur eingeschränkt besucht werden. Vorträge, Führungen und sonstige Veranstaltungen durch unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler finden nicht statt. Deshalb bringen wir nun Einblicke aus unserer Forschung und Sammlungen und Museen virtuell zu Ihnen nach Hause - sehen Sie selbst!
- In Bayern entdeckt von Forschern der Zoologischen Staatssammlung München: Die Alpen-Barrenringelnatter. Es handelt sich um eine besondere Form der Barrenringelnatter (Natrix helvetica), die bisher nur aus den Südalpen bekannt war und offensichtlich auch im westlichen Österreich (Tirol) weit verbreitet ist. Eine Population dieser genetischen Linie hat nach der letzten Eiszeit anscheinend die Alpen durchquert.
- Münchner Goldhahnenfuß (Ranunculus monacensis) - dieser Hahnenfuß blüht im Frühjahr, er kommt nur im Stadtgebiet von München vor. Das Bild zeigt einen historischen Herbarbogen aus der Botanischen Staatssammlung München.
- Und hier ein lebendes Exemplar des Münchner Goldhahnenfuß (Ranunculus monacensis) im Botanischen Garten München-Nymphenburg.
- Und noch ein Münchner Endemit: Der Gleichblättrige Goldhahnenfuß Ranunculus constans kam weltweit nur im Münchner Hofgarten vor, und wurde dort seit den 1950er Jahren nicht wiedergefunden. Diese Pflanzenart gilt als verschollen und ist möglicherweise ausgestorben. (Herbarbogen: Botanische Staatssammlung München)
- Von den meisten Schmetterlingslarven weiß man bislang nicht, von welchen Pflanzen sie sich ernähren, da die Erforschung ihres Fressverhaltens äußerst schwierig ist. SNSB-Zoologen gelang die Untersuchung der Nahrung von Raupen wie dieser Asselspinnerraupe aus dem tropischen Regenwald von Panguana, Peru dennoch – durch die genetische Analyse ihres Darminhaltes.
- Chamäleons sind für ihre Farbensprache berühmt. Mit Farbwechsel und bunten Mustern kommunizieren sie mit ihren Artgenossen. ZSM Forscher haben herausgefunden, dass viele Chamäleons knöcherne Tuberkel am Kopf aufweisen, die unter UV-Licht blau leuchten und eindrucksvolle Muster bilden. Die Haut ist dort ist sehr dünn und durchsichtig, so dass UV-Licht wie durch ein Fenster direkt auf den Knochen trifft und von dort in sichtbares, blaues Licht umgewandelt wird.
- Im Wasser lebende Insekten wie die Eintagsfliege Heptagenia flava spielen eine große Rolle als Zeigerarten bei der Beurteilung der Gewässerqualiät von Bächen, Flüssen und Seen. Forscher der Zoologischen Staatssammlung München erstellten eine genetische Arten-Datenbank mit über 360 verschiedenen Arten der Eintags-, Köcher- und Steinfliegen in Deutschland, die das Umweltmonitoring und die Beurteilung von Ökosystemen erleichtern soll.
- Das hier zu sehende Fossil zeigt den rechten Flügel von Alcmonavis poeschli - einem bislang unbekannten Vogel aus der Gegend des Altmühltals. Dies ist der zweite bekannte flugfähige Vogel aus dem oberen Jura überhaupt. Bislang galt Archaeopteryx als einziger Vogel aus der erdgeschichtlichen Periode des Jura. Untersuchungen haben gezeigt, dass Alcmonavis poeschli nicht nur etwas größer als Archaeopteryx war, er konnte offenbar auch besser fliegen.
- Wasserschläuche (Utricularia spp.) sind rätselhafte fleischfressende Pflanzen mit vielen Superlativen: So sind sie die abstammungsgeschichtlich jüngste und mit mehr als 240 Arten dennoch größte Gattung an karnivoren Blütenpflanzen, sie haben die schnellsten Fallen. Sie sind Pflanzen ganz ohne Wurzeln und Laubblätter, sind fast weltweit verbreitet, zeigen viele verschiedene Lebensformen (von Wasserpflanzen bis hin zu Epiphyten) und eine sehr hohe Bandbreite an morphologischer Variabilität.
- Der Alpen-Knorpellattich (Chondrilla chondilloides) ist stark gefährdet und es gibt nur ein einziges Vorkommen in Bayern. Gefährdungsursache sind Verbauung der Wildflüsse sowie mangelndes Geschiebe. Dieses Exemplar stammt aus Erhaltungskultur im Botanischen Garten München-Nymphenburg.
- Eriothymus rubiaceus, aus Minas Gerais (Brasilien) ist einzige Art einer Gattung, die beide (Gattung und Art!) niemals je wieder gefunden wurden, obwohl mehrere brasilianische Botaniker gesucht haben. Die beiden Herbarbelege aus den Martius-Sammlungen der Botanischen Staatssammlung München von ca. 1820 zeigen somit die einzigen Exemplare dieser Art!
- Katzen gehören zu den beliebtesten Haustieren und sind heute weltweit verbreitet. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass sich Katzen schon vor fast 10.000 Jahren dem Menschen angeschlossen haben. Genetische Analysen von Forschern der Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie haben gezeigt, dass Falbkatzen sowohl aus dem Nahen Osten als auch aus Ägypten zu den Vorfahren der heutigen Hauskatzen gehören. Der abgebildete Schädel einer altägyptischen Mumienkatze befindet sich in der Zoologischen Staatssammlung München.
- Wissenschaftler der Zoologischen Staatssammlung München haben diese Riesenstabschrecke entdeckt, die mit über 20 Zentimeter Körperlänge zu den größten Insekten Madagaskars gehören. Achrioptera manga ist ein echtes Juwel unter den Stabschrecken, riesengroß und mit knallbunten Männchen. Die wichtigste Überlebensregel für Stabschrecken ist eigentlich, sich für Fressfeinde unsichtbar zu machen, aber diese farbenprächtigen Männchen haben sich einfach darüber hinweggesetzt - und trotzdem überlebt.
- Der Waldrapp Geronticus eremita ist ein Zugvogel, der seit fast 400 Jahren in ganz Europa ausgestorben war und heute zu den seltensten Vogelarten der Welt zählt. Mit Hilfe von Ultraleichtflugzeugen zeigten Biologen der Zoologischen Staatssammlung München jungen Waldrappen aus Zoos eine Zugroute in die südliche Toskana. Seit 2012 brüten diese Vögel wieder in Burghausen und führen den Nachwuchs in das von ihnen erlernte Wintergebiet.
- Der Urvogel Archaeopteryx gehört zu den bekanntesten Fossilien der Welt. Die Paläontologische Gesellschaft hat ihn zum „Fossil des Jahres“ 2020 ernannt. Vertreten wird die Gattung Archaeopteryx durch das Eichstätter Exemplar, das im Jura-Museum in Eichstätt zu sehen ist – allerdings erst, sobald die Museen in Bayern wieder geöffnet sind. Ein weiteres Archaeopteryx-Fossil - das Münchner Exemplar - ist im Paläontologischen Museum München ausgestellt.
- Dieser „Stein“ wurde um 1956 in der Nähe von Machtenstein im Dachauer Land gefunden und aufbewahrt, bis er 2014 in der Mineralogischen Staatssammlung als Meteorit identifiziert und klassifiziert wurde. Er wiegt 1422 Gramm und erhielt nach dem Fundort den Namen „Machtenstein".
- Ein Ries-Diamant unter dem Mikroskop. Durch den extrem hohen Druck, der beim Einschlag des Ries-Asteroiden wirkte, entstand in den Gesteinen zum Teil aus geringen Mengen von Kohlenstoff Diamant. Dieser entsteht sonst nur in hunderten Kilometern tief im Erdinneren und wird durch geologische Prozesse im Verlauf von Jahrmillionen an die Oberfläche gebracht. Da der hohe Druck bei dem Einschlag aber nur so kurz wirkte, hatten die Ries-Diamanten nicht lange Zeit zu wachsen: sie sind mikroskopisch klein.
- Beim Herannahen eines Asteroiden schiebt er ein Hitzeschild vor sich her das die zuoberst liegenden Sande auf der Erdoberfläche aufschmilzt. Die Schmelze wird weggeschleudert und kühlt zu Glasfetzen ab, die man heute in vor allem in Tschechien (nahe der Moldau, daher der Name Moldavit). Diese grünlichen Moldavite sind im RiesKraterMuseum ausgestellt.
- Die NASA schickte, und schickt manchmal heute noch, ihre Astronauten für geologische Trainings in den Rieskrater. Als Dank bekam das RiesKraterMuseum ein Stück Mondgestein, das bei der Apollo-16 Mission von den Astronauten Charles Duke und John Young von der Oberfläche des Mondes aufgesammelt und auf die Erde gebracht wurde. Es handelt sich bei dem Gestein um eine Impakt-Brekzie, einen Suevit („Schwabenstein“), im Aussehen ganz ähnlich dem Gestein, das auch im und um den Ries-Krater zu finden ist.
- Im Rahmen einer Bestandsaufnahme in der Botanischen Staatssammlung München entdeckt: Ein 142 Jahre alter Objektträger mit einer Blutprobe, die von einer mit dem Milzbrand-Erreger Bacillus anthracis infizierten Kuh stammte. Wissenschaftler des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr (IMB) konnten aus dieser Probe das älteste dokumentierte Genom von Bacillus anthracis entschlüsseln.
- Die Abbildung zeigt das Typusexemplar eines fossilen Buntbarschs Oreochromimos aus der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie - mit 12,5 Millionen Jahren der älteste Vertreter der Buntbarsch-Linie der Oreochromini, die heute in Afrika weit verbreitetet sind. Oreochromimos wurde in Zentral-Kenia entdeckt. Seine Verwandtschaft konnte durch den Vergleich des Fossils mit heutigen Buntbarschen geklärt werden. Dies gelang durch die unglaubliche Fülle afrikanischer Buntbarscharten aus der Zoologischen Staatssammlung München, die damit das notwendige Vergleichsmaterial lieferte.
- Ein Team des Jura-Museums Eichstätt, der Universität Erlangen und der James Cook University Queensland untersuchte diesen sensationellen Fund aus der aktuellen Forschungsgrabung des Jura-Museums: Die neu entdeckte Fischart Piranhamesodon pinnatomus besaß ein ungewöhnliches Gebiss, mit dem die Tiere Stücke aus Körper und Flossen anderer Fische bissen. Eine ähnliche Ernährungsstrategie und Aussehen besitzen heute Piranhas, die mit Piranhamesodon nicht verwandt sind.
- Das Münchner Aurikel (Primula auricula var. monacensis) ist ein Endemit der Münchner Region (Dachauer und Erdinger Moos), dort in der Natur allerdings ausgestorben. Gefährdungsursache sind die Trockenlegung von Flachmooren und Verbuschung von Moorwiesen. Das Münchner Aurikel gibts es noch in Erhaltungskultur im Botanischen Garten München-Nymphenburg.
- Der Purpurbär (Rhyparia purpurata) wurde auf einem Biohof im Rahmen einer Vergleichsstudie der Zoologischen Staatssammlung München nachgewiesen. Er steht auf der Roten Liste in der Gefährdungsstufe 3. Die Forscher haben die Insektenvorkommen auf ökologisch sowie konventionell bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen untersucht und verglichen. Allein bei den Schmetterlingen enthielten die Fallen des Öko-Bauernhofes circa 60% mehr Arten. Zudem fand sich dort die doppelte Menge an gefährdeten Schmetterlingsarten der Roten Liste wieder. Die insgesamt gesammelte Biomasse ergab für den Ökohof die 2,6-fache Menge.
- Die von Osteuropa bis nach Asien verbreitete Regensburger Heufalter (Colias myrmidone) hatte in der Vergangenheit in Bayern seine westlichsten Vorposten. Diese konzentrierten sich auf die Gegend um Regensburg und waren gegen Ende des 20. Jhd.s bereits stark im Abnehmen begriffen. Die letzte bayerische (= deutsche) Population erlosch im Jahr 2000 im Naabtal bei Kallmünz.
- Die „Münchner Ochsenmumie“ – nach langem Dornröschenschlaf wieder „wachgeküsst“: Gemeinsam rekonstruierten die Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie, das Museum Mensch und Natur und das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst das Rinderskelett und seine überaus wechselhafte Geschichte. Als heiliger Apis-Stier aus Memphis kam die Mumie 1846 an die Bayerische Akademie der Wissenschaften. Bei der wissenschaftlichen Untersuchung in den 1980er Jahren stellte sich jedoch heraus, dass es sich um einen Ochsen aus der Zeit zwischen 469 und 293 v. Chr. handelt.
- In der Botanischen Staatssammlung München fand sich nach intensiven Recherchen der originale Herbarbeleg aus der Beschreibung des Mittleren Sonnentaus (Drosera intermedia) aus dem Jahr 1798 wieder – aufgrund der Übereinstimmung der getrockneten Pflanze mit einer historischen Illustration: das aufgeklebte Exemplar des Mittleren Sonnentaus sah der Zeichnung aus der Originalpublikation verblüffend ähnlich – und zwar bis ins kleinste Detail!
- Die Schnecke Sadleriana bavarica ist die einzige Tierart, die es nur in München gibt, und das nur in einem einzigen Bach. Dort gibt es die Schnecken häufig, doch jede Störung des Baches, etwa durch Gifteintrag, könnte das Ende sein.
- Die Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans) ist eine Bewohnerin vegetationsarmer Sand- und Kiesflächen. Da ihre ursprünglichen Lebensräume selten geworden sind, wird sie auf den Roten Listen Deutschlands und Bayerns als "stark gefährdet" geführt. Die Art findet jedoch immer mehr ein neues Zuhause in den Kies- und Schotterflächen von Gleisanlagen, in Bayern vor allem entlang der Münchner S-Bahn Stammstrecke und am Rangierbahnhof.
- Eine der seltensten, seltsamsten und bemerkenswertesten Pflanzen der Erde ist die aus Sumatra stammende Titanenwurz, Amorphallus titanum. Sie besitzt die größte "Blume" aller Pflanzen und kommt nur alle paar Jahre zur Blüte. Dieses 1,76 Meter hohe Exemplar blühte 2017 im Botanischen Garten München-Nymphenburg.
- Das Bild zeigt den Unterkiefer von Asfaltovenator vialidadi. Der bis vor kurzem unbekannte Raubdinosaurier aus der mittleren Jurazeit (ca. 172 Mio Jahre) stammt aus Patagonien. Asfaltovenator vialidadi, gehört zur Großgruppe der Tetanuren, der wichtigsten Gruppe der zweibeinigen Raubdinosaurier. Zu dieser Gruppe gehören so bekannte ausgestorbene Tiere wie Allosaurus, Tyrannosaurus oder Velociraptor, aber auch die heutigen Vögel.
- Die Girlanden-Bartflechte Usnea longissima ist in ganz Deutschland ausgestorben. Das Foto zeigt ein schönes Exemplar aus dem Jahr 1853 aus Oberbayern aus dem Herbar der Botanischen Staatssammlung München.
- Der Ursprung von Personen mit deformiertem Schädel aus frühmittelalterlichen Gräbern aus Bayern konnte durch historisch-genetische Untersuchungen geklärt werden. Mit beteiligt an der internationalen Studie waren Wissenschaftler/innen der Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie. Es handelte sich bei den Funden um Frauen, die um 500 n. Chr. aus dem Schwarzmeerraum in die bayerischen Siedlungen migriert waren.
- Während der Grabungen eines Teams des Bamberger Naturkunde-Museums in einem Steinbruch bei Wattendorf/Oberfranken, kam im Oktober 2018 ein ganz besonderes Fossil zum Vorschein: eine riesige Meeresschildkröte. Das Schildkrötenfossil hat eine Länge von rund 140 cm, und es ist damit die größte komplett erhaltene Jura-Schildkröte weltweit!
- Die Schmetterlingssammlung der ZSM ist mit 12 Millionen Exemplaren die größte der Welt. Diese wird zudem stetig erweitert. Im Jahr 2016 stieß beispielsweise die Schmetterlingssammlung des italienischen Forschers Fabio Vitale dazu, die hauptsächlich aus südamerikanischen Tagfaltern besteht.